Drehleiter Taktikschulung

19.07.2017 um 20:50 Uhr

Bericht

Mit der Beschaffung der neuen Drehleiter im April 2017 wurde auch eine Taktikschulung für das  neue Fahrzeug mit eingekauft. Diese fand nun vom 14.07.2017 bis 16.07.2017 in Aschheim statt. Ausgerichtet von der Magirus „Fire Fighter Academy“, mit den Ausbildern Markus Irro und Uwe Brück, nahmen zwölf Feuerwehrdienstleistende an der dreitägigen Schulung teil. Ziel dieser Ausbildung ist es die seit April mit der Drehleiter vertrauten Einsatzkräfte an die Grenzen der Rettungsgerätes zu führen, es genau kennen zu lernen sowie den bestmöglichen und taktisch sinnvollsten Aufstellplatz zu finden um Personen aus Höhen und Tiefen zu retten sowie die Brandbekämpfung vorzunehmen.

 

Am Freitag in der Früh um 08:00 Uhr ging es pünktlich mit einer kurzen Begrüßungs- und Vorstellungsrunde los. Dann folgten vier Stunden theoretischer Unterricht. Erste Befürchtungen, hier könnte Langweile und Müdigkeit auftreten, zerschlugen die Ausbilder augenblicklich mit einer hoch interessanten Heranführung an Taktiken, Arbeitsweisen, Unfallverhütungen und Problemlösungen. Ganz nebenbei wurde so auch das Wissen vom Lehrgang Drehleitermaschinist aufgefrischt.

Nach dem Mittagessen begann der praktische Teil der Ausbildung. Die Drehleiter wurde vermessen. Zunächst maßen und schritten die Lehrgangsteilnehmer dazu die wichtigsten Messpunkte am Podium ab. Anschließend wurde der Leitersatz vermessen. Langsam aber sich fügte sich am Nachmittag so eine neue Erkenntnis an die Nächste. Mit diesen Maßen im Hinterkopf können die Feuerwehrdienstleistenden die notwendigen Entfernungen zum anzuleiternden Objekt abschreiten und die Drehleiter im Ernstfall schnell und exakt vornehmen. Der Praxisteil mit Anleiterübungen konnte kommen.

 

Da am Samstag der Schulbetrieb ruhte, war die Grundschule natürlich ein idealer Platz für Übungen. Am Erweiterungsbau fanden die Manöver statt. Jede Übungslage wurde dabei von drei Maschinisten abgearbeitet. Die ersten Übungen im Innenhof verliefen dann mit dem erlernten Wissen vom Vortag erstaunlich gut, wenn auch die zu erreichenden Objekte teils nur knapp angefahren werden konnten. Der Innenhof bot zudem eine Vielzahl an Hindernissen hinter dem Fahrzeug in Form von Dachüberständen, abgesetzten Dachvorsprüngen und provisorischen Baustelleneinrichtungen. Nachdem die ersten Lagen abgearbeitet waren gingen die Ausbilder kurz auf die Anbauteile ein.

Das durch die Zählung von Stockwerken an einem Gebäude die zu erreichenden Höhen gut abgeschätzt werden kann, dies an einem freistehenden Kran aber gar nicht so einfach ist, lernten die Teilnehmer mit den Ausbildern kurz vor der Mittagspause. Angenommen wurde, dass sich eine Person auf einem Kran befand. Trotz idealer Aufstellfläche reichte die Rettungshöhe von 32m nicht aus um die Kanzel des um einiges höheren Krans zu erreichen.

Etwas weniger erfreulich verlief dann die erste Lage nach dem Mittagessen. Zunächst konnte eine Feuerwehrzufahrt nicht genutzt werden, da die Schließung an der Schranke für die Feuerwehr nicht passte. Das Tor musste kurzerhand aufgehebelt werden. Schlecht ist das wenn es brennt und die Feuerwehr erst einen Zugang schaffen muss. Zu allem Überfluss stand dann ein Transport in der Feuerwehr Anfahrtszone. Der Fahrer konnte zunächst auch durch das Betätigen der Sondersignalanlage und das Abklingeln aller Wohnungen nicht ermittelt werden, so dass die Drehleiter langsam um den Transporter rangiert werden musste. Dieses Zeitaufwändige Manöver ist im Falle eines Brandes undenkbar und kann im schlimmsten Fall über Leben oder Tod entscheiden. Trotz der Hindernisse konnte die DL jedoch schließlich in Stellung gebracht werden wodurch es wieder gelang alle anzufahrenden Punkte zu erreichen.

Im Anschluss an diese Erfahrung galt es auf der Rückseite des Gebäudes eine Person mit der Krankentragenhalterung vom 5. OG zu Boden zu bringen. Mittels Peilung konnte danach eine bisher sehr knifflige Seite des Gebäudes mit vorgebautem EG angefahren werden. Hier erwies sich das Gelenk als überaus nützlich. Richtig aufgestellt, haben wir die Gewissheit die Wohneinheiten jetzt auch von der Vorderseite des Objektes zu erreichen. Bei der letzten Übung am Samstagabend musste eine Dachterrasse auf der Rückseite eines Gebäudes im 2. OG angefahren werden. Hier kam es vor allem auf die Absprache innerhalb der Fahrzeugbesatzung an. Dass beim Peilen nach dem erfolgreichen Nachmittag auch das Gelenk und die maximale Leiterlänge ausschlaggebend sein können, lernten wir in der letzten Lage. Der ausgewählte Balkon auf der Rückseite des Gebäudes konnte schließlich nur erreicht werden indem der Korb abgehängt, die Schleifkorbtrage direkt am Leiterpark befestigt und die Leiter auf die volle Länge ausgefahren wurde. Viele neue Eindrücke die wir am Samstag erfahren haben mussten jetzt erst mal sacken.

 

Wie an den beiden vorhergehenden Tagen begann auch der Sonntag um 08:00 Uhr in der Früh. Um wach zu werden simulierten die Ausbilder gleich mal einen Zimmerbrand mit Person in Gefahr in einer Dienstwohnung über der Fahrzeughalle 1. Mit 1/6, LF und DL rückte die Mannschaft in den Übungshof hinter dem Gerätehaus aus. Dort galt es drei Personen, davon eine verletzte, von den Balkonen des Schlauchturms zu Boden zu bringen. Zeitgleich baute die LF Besatzung den Löschangriff auf. Nachdem die drei Personen in Sicherheit gebracht waren startete der Angriffstrupp über die Leiter einen ersten Außenangriff und ging dann über das Dach in die Brandwohnung vor. Das nächste Übungsziel war eine Kartoffel- und Maschinenhalle. Angenommen wurde hier die Erkrankung einer Person auf einer Kartoffelkiste. Im „indoor Betrieb“ wurde die Leiter in Stellung gebracht und die erkrankte Person mit der Krankentragenlagerung befreit. Die meist beengten Platzverhältnisse führen dazu, dass auch im Vorfeld der Rettung gut überlegt sein will wo man später den Patienten abladen kann.

Dass man mit einer Drehleiter nicht nur hoch hinaus sondern auch tief hinunter kann zeigten die beiden folgenden Übungen am Abfanggraben. Die erste Lage drehte sich um technische Hilfeleistung. Angenommen war der Absturz eines PKW in den Abfanggraben. Um die verletzte Person zu retten musste ein hydraulischer Rettungssatz hinunter gebracht werden. Ein Aufstellplatz war schnell gefunden. Hier zahlte sich die am Samstagabend gewonnene Erfahrung aus. Kurzerhand wurde der Korb abgenommen und der Rettungssatz simuliert bis zum Ufer gehoben. In der zweiten Lage kam es an einem Wehr zu einem Unfall. Eine Person musste unter Betreuung nach oben gehoben werden. Ein Teilnehmer rüstete sich mit PSA gegen Absturz aus und hing sich mit der Schleifkorbtrage an die Aufnahme der Drehleiter. Mit dieser wurde er dann unter Zuhilfenahme der sogenannten „Schachtrettungsfunktion“ bzw. „Kranbetrieb klein“ zum Patienten hinunter gelassen. Wenn die Schachtrettung aktiviert ist, fährt die Leiter beim Heben und Senken des Leiterparks automatisch soweit aus oder ein, dass sich die Entfernung des Korbes zum Fahrzeug in der Horizontalen nicht ändert.

Nach dem letzten Mittagessen fuhren die Teilnehmer ein letztes Objekt an. An einem Bürogebäude galt es wieder mehrere Fenster, Dachvorsprünge und einen auf dem Dach verbauten Klimakompressor anzufahren. Zum Abschluss gab es dann noch ein Schmankerl. Die Drehleiterbesatzung musste ein weit entferntes Ziel in einem Sicherheitsbereich anfahren, der nur von außen abgeschritten werden konnte. Zudem musste eine Peilung an einer Mauer und einem Gebäudedach zum eigentlichen Ziel vorgenommen werden. Dieses letzte Ziel konnte ebenfalls nur ohne Korb angefahren werden.

 

Drei Tage intensive Schulung auf unserer Drehleiter haben sich mehr als bewährt. Wir bedanken uns bei den Ausbildern Markus Irro und Uwe Brück für die sehr anschaulichen Beispiele, ihre Anregungen und den absolut gelungenen Lehrgang. Ebenso danken wir den Teilnehmern für Ihre Bereitschaft drei Tage an dieser Schulung teilzunehmen und den vielen angeschriebenen Verwaltungen, Privatpersonen und Firmen, die ihre Objekte bereitwillig zur Verfügung gestellt haben.

Alle Teilnehmer waren sich einig, die Schulung war spitze.